Während Startups in der Öffentlichkeit von den Medien und der Gesellschaft frenetisch bejubelt werden, nehmen speziell Verantwortliche von KMU’s diese oft als Gefahr wahr, da sie mit innovativen Lösungsansätzen immer wieder Geschäftszweige und ganze Branchen disruptieren und ihre Kunden abwerben. Jedoch können sowohl kleinere und mittlere wie aber auch grosse Unternehmen einiges von Startups lernen und ihre Methoden für die eigenen Tätigkeiten nutzen. Der folgende Beitrag beschreibt 3 Aspekte, welche von erfolgreichen Startups vorgelebt und von etablierten Unternehmen erfolgssteigernd genutzt werden können.
1| Voller Fokus auf den Kundennutzen
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Startups und Unternehmen besteht in der Anzahl der Kunden. Während sich etablierte Unternehmen mit der Zeit ein grosses und differenziertes Kundenportfolio erarbeitet haben, müssen sich Startups zu Beginn des Unternehmenszyklus auf einzelne wenige und dementsprechend umso wichtigere Kunden fokussieren. Die Existenz des Startups ist somit stark abhängig von diesen spezifischen Kunden, was dazu führt, dass jüngere Unternehmen sich sehr stark auf den Kundennutzen und die bestmögliche Abdeckung der Kundenbedürfnisse ausrichten.
Durch den Einsatz von iterativen Kundenfeedbacks innerhalb der Entwicklungsprozesse von Produkten und Dienstleistungsangeboten gelingt es Startups mit geringeren finanziellen Ressourcen einen kundenspezifischen Mehrwert zu erschaffen. Nun ist es auch klar, dass man bei einer grösseren Kundenmenge nicht alle Kunden konstant zu den einzelnen Entwicklungsschritten befragen kann. Erfahrenere Unternehmen können aber anhand einer akribischen Kundensegmentierung in Kombination mit den Kundendaten übergreifende Kundenpersonas erstellen, durch die einzelne Feedbacks von Kunden stellvertretend für die Kundengruppen genutzt werden können. Hier haben KMU’s und Grossunternehmen sogar einen Vorteil gegenüber aufstrebenden Startups, da sie auf die bereits gesammelten Erfahrungen mit ihren Kunden zurückgreifen können. Entscheidend ist jedoch, dass man sich dabei als Unternehmen nicht nur auf die Daten der Vergangenheit verlässt, sondern dass man konstant neue Erkenntnisse zu den bestehenden Bedürfnissen der Kunden dazu gewinnt. Umso wichtiger wird es die Arbeitskräfte, welche direkten Kontakt zu den Kunden haben (z.B. Sales oder Kundenservice) gezielt im unternehmerischen Denken zu schulen, damit sie frühzeitig Probleme von Kunden erkennen und Lösungsprototypen entwickeln können.
2| Umgang mit Fehlern und Problemen
Sowohl Startups wie auch erfahrenere Unternehmen versuchen am Ende des Tages die Probleme ihrer Kunden zu lösen. Teilweise geschieht dies erfolgreich, oft werden aber auf dem Weg bis zur Lösung unterschiedliche Fehler gemacht. Spannend ist dabei zu beobachten, dass diese Fehler und Probleme bei der Entwicklung von Lösungsvarianten in Unternehmen anders wahrgenommen werden als bei Startups. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, dennoch kann festgehalten werden, dass Startups vermehrt Probleme und Fehler als Fundament für die Entwicklung einer besseren Lösung für den Kunden nutzen und diese deshalb teilweise sogar gezielt provozieren, währenddessen in vielen Grossunternehmen Fehler als etwas Negatives angesehen und wenn immer möglich vermieden werden.
Die unternehmerische Denkweise, dass Fehler und Probleme aktiv genutzt werden können, um das Unternehmen und dessen Angebote kontinuierlich zu verbessern, steht dabei im Mittelpunkt und kann auch die Innovationskraft von gestandenen Unternehmen antrieben. Der entscheidende Faktor, um Fehler und Probleme als Unternehmen nutzen zu können, ist der dritte Schritt (Das Lernen) der Lean Startup Methode, bei der in Bauen-Messen-Lernen-Zyklen agil entwickelt wird. Unternehmen sollten demzufolge bestrebt sein, eine interne Lernkultur zu etablieren, durch die das ganze Unternehmen sowohl von den Fehlern einzelner Mitarbeiter:innen wie aber auch von den Problemen im Umfang der Kundenbeziehungen lernen kann. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass es einen Unterschied zwischen einer Lern- und einer Innovationskultur gibt: Nicht alle Mitarbeiter:innen von einem Unternehmen müssen innovativ sein, jedoch sollten alle die Möglichkeit haben, von den von anderen Mitarbeiter:innen gemachten Fehlern lernen zu können ohne dabei diese Ereignisse nicht als aussschliesslich negativ, sondern viel eher als Lern- und Optimierungsopportunität aufzufassen.
3| Personalentscheide anhand des Why-Statements
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Personen, welche in einem Startup arbeiten, oft mit mehr Enthusiasmus und Motivation von ihrer Tätigkeit erzählen als Personen, die in einem KMU oder Grossunternehmen arbeiten? Es gibt viele unterschiedliche Gründe für diese Wahrnehmung, jedoch führen die meistens auf die Rekrutierungsart von Startups zurück. In einem kleineren Startup-Team, welches meistens mit geringeren finanziellen Ressourcen als in einem etablierten Unternehmen zusammengestellt wird und wo die persönliche Leistung einen grösseren Einfluss auf Erfolg und Misserfolg des Startups hat, spielt das Why-Statement und der Unternehmenszweck des Startups eine essenzielle Rolle bei Personalentscheiden. Neue Mitarbeiter:innen müssen sich mit diesem identifizieren können und in den beruflichen Tätigkeiten auch die Verwirklichung des eigenen, persönlichen Why’s erkennen können.
Umso wichtiger ist es für etablierte Unternehmen sich über das Why-Statement des Unternehmens immer wieder Gedanken zu machen und abzugleichen, inwiefern dieses mit den persönlichen Zielen der Mitarbeiter:innen harmonieren kann. Gelingt dieser Brückenschlag zwischen persönlichem und beruflichem Zweck der Tätigkeiten, wird sich im Unternehmen eine unternehmerische Dynamik mit höherer intrinsischer Motivation und geringerer Fluktuation etablieren.